Die Initiative

Die Vernetzungsinitiative „Gemeinsam für das Quartier“ ist ein Projekt der Nationalen Stadtentwicklungspolitik. Sie möchte neue Partnerschaften befördern zu Gunsten einer aktivierenden, kooperativen und gemeinwesenorientierten Entwicklung unserer Quartiere, Stadtzentren, ländlichen Räume und Kleinstädte. In diesem Bereich setzen sich bereits viele unterschiedliche Akteure tatkräftig ein: Etablierte Protagonisten wie Kommunen, die Wirtschaft oder Immobilienunternehmen genauso wie Player aus Zivilgesellschaft, Kreativwirtschaft, Kultur und Soziokultur sowie Intermediäre.

Allerdings ziehen sie nicht immer an einem Strang oder kennen die andere Seite manchmal kaum. Dies möchte die Initiative „Gemeinsam für das Quartier“ ändern: Ziel ist die Vernetzung, die Bildung von Allianzen vor Ort und der bundesweite Austausch. Die Moderation und Organisation der Vernetzungsinitiative übernehmen der Deutsche Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e.V. sowie STADT ALS CAMPUS e.V. Gefördert wird das Vorhaben vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat sowie dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Rahmen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik.

Die Vernetzungsinitiative startete im Februar 2020. Die teilnehmenden Verbände, Organisationen, Netzwerke, Initiativen und Expert:innen tauschten sich aus, erarbeiteten Handlungsempfehlungen und einigten sich auf künftige Arbeitsschwerpunkte. Seit Frühjahr 2021 wird die Vernetzungsinitiative mit einer Reihe von Werkstatt-Veranstaltungen fortgeführt, die sich abwechselnd auf das Quartier, Zentren sowie auf Kleinstädte und den ländlichen Raum konzentrieren. Es soll herausgefiltert werden, welche Organisationsstrukturen und Geschäftsmodelle es in der ko-produktiven Stadtentwicklung gibt, welche Funktion kulturelle und künstlerische Strategien für Stadt und Gesellschaft haben und wie Eigendynamiken entstehen.

Im Ergebnis werden Orte, Formate und Strategien herausgearbeitet, die ein besonders hohes Potenzial für Innovation sowie Transformation haben und die übertragbar sind. In einem zweiten Schritt sollen diese dann in Praxiswerkstätten vor Ort erprobt werden. Neben dem Wissenstransfer und der Vernetzung geht es zudem darum, die Initiative in die Nationale Stadtentwicklungspolitik sowie in andere Politikfelder einzubinden und die Fachöffentlichkeit über die Arbeit von „Gemeinsam für das Quartier“ zu informieren.

Die Mitwirkenden

„Gemeinsam für das Quartier“ lebt von der Vielfalt, Offenheit und Kooperation der mitwirkenden Akteure. Kommunale Wohnungsbaugenossenschaften und studentische Experimente, Wirtschaftsförderung und soziokulturelle Zentren, Coworking Spaces und Projektentwickler, kreative Gründer und Stadtverwaltungen – sie alle treffen in der Vernetzungsinitiative aufeinander. Insbesondere sind die folgenden Bereiche vertreten:

  • Verbände, Netzwerke und Initiativen
  • Stiftungen
  • Gebietskörperschaften
  • die Stadt-, Immobilien- und Projektentwicklung
  • das Zentren-, Quartiers- und Community-Management
  • die Kultur, Soziokultur sowie Kultur- und Kreativwirtschaft
  • Mittler und Intermediäre

Die Mitwirkenden der Initiative verstehen sich als Kuratoren, Ermöglicher und Wegbereiter. Mit ihren Praxisbeispielen und ihrem Erfahrungsschatz zeigen sie auf, wie man eine aktivierende Zentren-, Quartiers-, Dorf- oder Kleinstadtentwicklung angehen kann – ohne Blaupausen oder standardisierte Beratungsangebote. Sie möchten gemeinsam Initiativen und Methoden entwickeln und an beispielhaften Vorhaben vor Ort zusammenwirken. Ziel der Vernetzungsinitiative ist das Entstehen einer eigendynamischen Zusammenarbeit im Alltag der Stadtentwicklung. Eine vereins- oder verbandsartige Institutionalisierung mit festen Mitgliedschaften oder einer differenzierten Organisationsstruktur ist nicht angestrebt.

Die Mitwirkenden agieren in ihrem Selbstverständnis als Verbündete. Die Netzwerkinitiative ist von einer grundlegenden Offenheit, Kooperation und einem informellen Charakter geprägt. Im Sinne eines „Open Source“-Ansatzes werden Wissen und Erfahrung vertrauensvoll und offen ausgetauscht. Die Mitwirkenden bekennen sich zu einer gemeinwesenorientierten, kooperativen und aktivierenden Stadtentwicklung. Sie nutzen die Plattform nicht vorrangig für eigene wirtschaftliche Akquise, das Abgreifen von Wissen oder die Vermarktung an anderer Stelle. Dem Grundgedanken der Neuen Leipzig-Charta folgend, wird Stadtentwicklung vielmehr als „Gemeinschaftswerk aller Akteure“ verstanden.

Die Vorhaben

Die Initiative „Gemeinsam für das Quartier“ legt ihren Schwerpunkt seit Frühjahr 2021 darauf, neue Impulse zu gewinnen.

  • Wie ist der Stand von Ko-Kreation und Ko-Produktion in der gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung?
  • Welche Organisationsstrukturen, welche Finanzierungs- und Geschäftsmodelle sind zielführend?
  • Welche Funktion haben kulturelle und künstlerische Strategien für die Stadtgesellschaft?
  • Wie entsteht Eigendynamik?

Diesen Fragen geht die Initiative in einer Reihe sogenannter „Perspektiven-Werkstätten“ nach. Bei diesen Online-Veranstaltungen, die auf Praxis-Inputs und interaktivem Austausch basieren, bringen sich die Mitwirkenden von „Gemeinsam für das Quartier“ abwechselnd mit ihren Projekten und Erfahrungen ein.

Gentrifizierter Großstadtkiez, Leerstand in der Fußgängerzone, wiederbelebter Dorfkern – je nach Ort unterschieden sich die Herausforderungen enorm. Deshalb nehmen die Perspektivenwerkstätten abwechselnd drei räumliche Handlungsfelder in den Blick:

1) Die Entwicklung von Zentren,

2) die Quartiersentwicklung sowie

3) die Entwicklung von Klein- und Mittelstädten sowie des ländlichen Raums.

Welche ORTE, FORMATE und welche STRATEGIEN bringen eine aktivierende, kooperative und gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung ganz besonders voran?

Dies möchten die Perspektiven-Werkstätten mit dem Vorstellen verschiedener guter Beispiele herauskristallisieren. ORTE sind dabei zum Beispiel Mixed-Use-Immobilien mit einer besonders gelungenen Nutzungsmischung oder sogenannte Dritte Orte, also durch Gemeinschaft und Zufallsbegegnungen geprägte öffentlich zugängliche Räume, die weder der Arbeit noch dem „Zuhause“ zugeordnet werden können. Unter das Schlagwort FORMATE fallen Spielarten einer kulturellen und performativen Stadtentwicklung wie etwa Theaterinszenierungen im öffentlichen Raum. Unter STRATEGIEN schließlich sind Masterpläne oder Strukturen wie das Quartiersmanagement zu verstehen. Im Ergebnis soll eine Sammlung bzw. Typologie von den ORTEN, FORMATEN und STRATEGIEN entstehen, die ein besonders hohes Potenzial für Innovation und Transformation haben.

Anknüpfend sollen ab Herbst 2021 in Praxiswerkstätten vor Ort ko-kreative Veranstaltungs- und Projektentwicklungsformate zum Einsatz kommen. So etwa Design-Thinking oder Living Labs. Ziel der Praxiswerkstätten ist es, lokale Vorhaben mit besonderem Innovationspotenzial im Rahmen der Projektentwicklung oder der Prototypenentwicklung zu begleiten, zu befördern und dabei Erkenntnisse und Erfahrungen für die Praxis zu gewinnen.

Die Themen

Die Vernetzungsinitiative „Gemeinsam für das Quartier“ bringt innovative Handlungsansätze in der aktivierenden, gemeinwesenorientierten und kooperativen Stadtentwicklung voran. Ziel ist es, auf diesem Wege Mehrwerte zu generieren und Potenziale zu heben - im Sinne von Entfaltungsräumen fürStadtgesellschaften des 21. Jahrhunderts.

In der ersten Jahreshälfte 2021 hat dasNetzwerk in Perspektivenwerkstätten und Sondierungsrunden drei prioritäre Handlungsfelder identifiziert:

  • Handlungsfeld „Innenstadtstrategien“
  • Handlungsfeld „Lebendige Quartiere“
  • Handlungsfeld „Kleinstadtperspektiven“

Für die weitere gemeinsame Arbeit wurden innerhalb dieser Handlungsfelder jeweils Handlungsansätze mit besonderem Innovationspotenzial in den Blick genommen:

 

Handlungsansätze mit besonderemInnovationspotenzial
im Handlungsfeld „Innenstadtstrategien“:

  • Gemeinwesenorientierte, eigendynamischeNutzungsmischungen bei der Transformation von Handelsimmobilien (mixed-use,co-creation)
  • Transformationsmanagement / performative Stadtentwicklung (Zentren- und Communitymanagement)

Handlungsansätze mit besonderemInnovationspotenzial
im Handlungsfeld „Lebendige Quartiere“

  • Creative Places als Bausteine kreativerNetzwerke
  • Mikroquartiere als Kerne aktivierender Entwicklung

Handlungsansätze mit besonderemInnovationspotenzial
im Handlungsfeld „Kleinstadtperspektiven“

  • Kreativimport - Potenziale für Zukunftsorte
  • Kleinstadt als Campus - eigendynamische Strategien

Ab der zweiten Jahreshälfte 2021 geht es um die Fundierung dieser Handlungsansätze im Rahmen der Entwicklung von Vorhaben und derBegleitung von Projekten. In Kooperation mit lokalen Partnern werden fürHerbst 2021 folgende Veranstaltungen vorbereitet:

23. September 2021, Herne
Sondierungsgespräch „Transformation kultivieren – ko-kreative und ko-produktive Entwicklung von Schlüsselimmobilien“

25./26. Oktober 2021, Mannheim
Perspektiven- & Praxiswerkstatt „Stadtentwicklung performativ“

10. Dezember 2021, Offenbach
Praxiswerkstatt „Transformationsmanagement:Schlüsselprojekte“

Hier geht es zu Impulsbeiträgen der Netzwerkpartner:innen zum Handlungsfeld Innenstadtstrategien:

Netzwerkinitiative Gemeinsam für das Quartier:
Zehn Erfolgsfaktoren für die Transformation von Zentren

Deutscher Städtetag:
Die Zukunft der Innenstadt braucht „Aktive Transformation" ...

ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V.:
In den „BIDS 2.0“ ziehen alle bei der Innenstadtstrategie an einem Strang

Thomas Binsfeld (Landmarken AG) und Dr. Joseph Frechen (bulwiengsa AG):
Private Immobilienentwickler:innen als Partner:innen einer am Gemeinwesen orientierten Transformation von Handelsimmobilien

Interview mit Stefan Postert (Stadt + Handel Beckmann und Föhrer Stadtplaner PartGmbB):
Ich glaube, das verbindende Element der Innenstadt – der Stadt als solches – ist der soziale Kontakt