Stadtlabor Märkisches Viertel 4

3.12.2025
13:00-16:00 Uhr
4. Arbeitssitzung Stadtlabor Märkisches Viertel

Seit Oktober 2022 begleitet die Vernetzungsinitiative „Gemeinsam für das Quartier“ das Märkische Viertel und die GESOBAU beim kulturellen Transformationsprozess in der Großwohnsiedlung. In den bisherigen Veranstaltungen im Märkischen Viertel haben wir herausgearbeitet, welche räumlichen Potenziale es dort gibt und welche Initiativen und Träger vor Ort bereits aktiv sind, um kulturelle Aktivitäten mit und für die Bewohner:innen des Quartiers anzubieten. Neue Ideen für konkrete Projekte im Märkischen Viertel sind dabei entstanden. Im Verlauf der Sitzungen zeigte sich allerdings, dass noch Strukturen fehlen, die als übergeordnete Plattform für die Vernetzung, Koordination und Förderung von Kunst und Kultur fungieren können. Vor diesem Hintergrund wurde Ende 2024 die Initiative „MV KANN KUNST“ gegründet, bestehend aus Vertreter:innen der GESOBAU, sozialer Träger im Quartier, dem FACE Familienzentrum der evangelischen Kirchengemeinde, sowie Kulturakteur:innen. Zur Steuerung der Kulturinitiative und zur Sicherstellung der Verstetigung der kulturellen Stadtentwicklungsprozesse wurde ab Mai 2025 eine Honorarkraft tätig, die beim bestehenden Netzwerk Märkisches Viertel e.V. eingerichtet wurde, in dem sich die GESOBAU, das Bezirksamt sowie soziale Träger und weitere Organisationen zusammengeschlossen haben.

Ziel der Sitzung: Reflexion des Stadtlabors im Märkischen Viertel und des Netzwerks „MV KANN KUNST“

Gemeinsam wollen wir die bisherigen Entwicklungen im Märkischen Viertel reflektieren, die Entstehung der neuen Kulturinitiative „MV kann Kunst“ beleuchten und einen Ausblick geben. Seit der letzten Sitzung im April 2024 ist im Märkischen Viertel viel passiert: Mit der neuen Initiative „MV kann Kunst“ wurden mehrere Projekte angestoßen, darunter die Sommerkulturbühne „Kultur2Go“ mit kostenfreien Auftritten lokaler Akteurinnen, die Outdoor-Ausstellung ZEITREISE zur Geschichte des Quartiers sowie ein Kunstraum im Märkischen Zentrum in einem leerstehenden Ladenlokal, das „Partyland“. Seit August 2025 zeigen dort vierzehn Künstler:innen ihre Arbeiten. Rund 240 Besucher:innen haben die Ausstellung bereits gesehen und spiegeln vor allem Überraschung über Kunst im Einkaufszentrum, den Wunsch nach einer Verstetigung sowie nach mehr Zugänglichkeit wider. Die Projekte aktivieren lokale Ressourcen, schaffen neue Begegnungsorte und stärken das Gefühl von Zugehörigkeit. Im Rahmen des Stadtlabors laden wir Sie herzlich ein, die Ausstellung im „Partyland“ gemeinsam mit uns zu besuchen.

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Agenda

ERGEBNIS

Ergebnis

Märkisches Viertel: Wo Kultur Alltag und Quartier verbindet

Wie wird aus einzelnen Kulturaktionen eine dauerhafte Kraft im Quartier? Mit dieser Frage beschäftigt sich die städtische Wohnungsbaugesellschaft GESOBAU seit 2022 im Märkischen Viertel. Ziel ist es, kulturelle Angebote so zu verankern, dass sie Entfaltung fördern, Gemeinschaft stärken und Engagement sichtbar machen. Die Vernetzungsinitiative „Gemeinsam für das Quartier“ begleitete den Prozess mit einem Stadtlabor. Bei der letzten Sitzung am 3. Dezember 2025 wurde deutlich: Kultur entwickelt dann Wirkung, wenn Menschen Verantwortung übernehmen, Aktivitäten niedrigschwellig zugänglich sind und eine Struktur entsteht, die länger trägt als einzelne Projekte.

Vom Ideenraum zum Kulturprozess

Seit 2022 engagiert sich die GESOBAU im Märkischen für eine verankerte kulturellen Wohnquartiersentwicklung. In einer Praxiswerkstatt der Vernetzungsinitiative und der GESOBAU im Jahr 2022 sammelten lokale Initiativen und bundesweite Akteur:innen aus dem Bereich zunächst Ideen und Strategien. In den Sitzungen des Stadtlabor zeigte sich anschließend: Das Viertel verfügt über viele räumliche Potenziale und engagierte Träger, die bereits kulturelle Angebote machen. Was jedoch fehlte, war eine verbindende Plattform, die diese Aktivitäten bündelt und stärkt. Genau an dieser Stellesetzte die gemeinsame Arbeit an, mit dem Ziel, Kultur sichtbarer, koordinierter und für die Menschen vor Ort leichter zugänglich zu machen.

MV KANN KUNST: Aufbau einer neuen Kulturplattform

Ende 2024 gründete sich daraufhin die Initiative „MV KANN KUNST“, getragen von GESOBAU, sozialen Einrichtungen, dem FACE Familienzentrum der evangelischen Kirchengemeinde und lokalen Kulturschaffenden. Ab Mai 2025 unterstützt eine eigens eingerichtete Koordinationsstelle die Verstetigung der Aktivitäten, die über das bestehende Netzwerk Märkisches Viertel e. V. angestellt wurde. Seitdem wurden mehrere Projekte umgesetzt: die Sommerkulturbühne „Kultur2Go“, die Outdoor-Ausstellung ZEITREISE zur Quartiersgeschichte und ein neuer temporärer Kunstraum im Einkaufszentrum Märkisches Zentrum. In den leerstehenden Verkaufsräumen des Dekogeschäfts „Partyland“ zeigten vierzehn Künstler:innen ihre Arbeiten, rund 900 Besucher:innen kamen vorbei. Die Projekte machen Kunst im Alltag erfahrbar, schaffen neue Begegnungen und zeigen, welche Nachfrage nach kulturellen Impulsen im Quartier besteht.

Wie Kulturaktionen im MV entstehen: Verantwortung, Mut und Zugänglichkeit

Die Erfahrung zeigt: Kulturprozesse brauchen engagierte Personen, die Verantwortung übernehmen und mutig starten, wie Helene Böhm von der GESOBAU und Stefan Rohn vom FACE Familienzentrum, die Initiative „MV KANN KUNST“ angestoßen haben. Wirkung entstand besonders dann, wenn nicht lange geplant, sondern ausprobiert wurde. Die Umsetzung über bestehende Strukturen, wie der GESOBAU, dem FACE Familienzentrum und dem Netzwerk Märkisches Viertel, ermöglichte flexible Formate, ohne enge Fördervorgaben. Ein offener Kunstbegriff erleichterte Teilhabe, denn Angebote wie Kultur2Go oder ZEITREISE fanden im öffentlichen Raum statt und senkten Hürden. Auch das „Partyland“ ist durch seinen Standort im Einkaufszentrum Märkisches Zentrum besonders leicht zugänglich. Indem die Projekte unter dem Label „MV KANN KUNST“ auftreten statt unter GESOBAU, rückt die Kultur in den Mittelpunkt und die GESOBAU tritt weniger als organisatorische Instanz in den Vordergrund

Kultur schafft Begegnung und Sichtbarkeit

Die kulturellen Aktivitäten im Quartier machen das Märkische Viertel insgesamt als Ort mit Kultur und Kreativität sichtbar. Die hohe Resonanz im „Partyland“ steht weniger für klassischen Publikumserfolg, sondern für den Bedarf an alltagsnaher Kunst. Die Ausstellung schafft dabei nicht nur einen ansprechenden Ort mit Kunst für die Bewohner:innen, sondern ermöglicht auch den Künstler:innen, die vor Ort Aufsichten übernehmen, einen direkten Austausch mit ihrem Publikum. Durch die Ausstellung im „Partyland“, die ZEITREISE, sowie die Sommerkulturbühne „Kultur2Go“ machten zudem die bisher wenig beachtete kulturelle Einsamkeit sichtbar. Die Aktivitäten laden das Einkaufszentrum Märkisches Zentrum neu auf und eröffnen erwachsenen Bewohner:innen Räume für Ausdruck, Begegnung und Teilhabe.

„Gemeinsam für das Quartier“ im Märkischen Viertel

Die Vernetzungsinitiative „Gemeinsam für das Quartier“ setzte im Märkischen Viertel mit dem Stadtlabor wichtige Impulse für die kulturelle Quartiersentwicklung. Sie begleitete den Prozess, gab Anstoß für Aktivitäten und unterstützte ein kontinuierliches „Dranbleiben“. Die Begleitung der vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen geförderten Vernetzungsinitiative verlieh den lokalen Akteur:innen Anerkennung und Legitimation für ihr Engagement. Gleichzeitig erhöhte die Arbeit der Initiative– etwa durch Veranstaltungen und Publikationen, in denen der Prozess des Märkischen Viertels vorgestellt wurde – die Sichtbarkeit des Themas und des Viertels insgesamt, was auch für künftige Förderperspektiven von Bedeutung ist. So konnte aus ersten Ideen ein Rahmen für kulturelle Aktivitäten entstehen, der eine kontinuierliche Weiterentwicklung ermöglicht.

MV KANN KUNST auch weiterhin im Quartier aktiv

Die Galerie im ehemaligen „Partyland“ bleibt bis April 2026 geöffnet und bietet weiterhin einen Ort, an dem Kunst direkt im Viertel erlebbar ist. Das Künstler:innennetzwerk, das sich hier gebildet hat, möchte aktiv bleiben, und die Koordinationsstelle soll künftig durch die GESOBAU unterstützt werden. Damit bleiben sowohl ein physischer Ort als auch eine stabile Struktur erhalten, was einen seltenen Ansatz jenseits kurzfristiger Projektlogiken darstellt. 2026 kehrtauch die Sommerkulturbühne „Kultur2Go“ zurück, und weitere Formate werden gemeinsam entwickelt. Geplant ist unter anderem ein Fotoband, der die Geschichte des Viertels dokumentiert und das kollektive Gedächtnis stärkt. Das Grundprinzip bleibt klar: Kunst soll Alltagswege bereichern, und zwar niedrigschwellig, sichtbar und nah am Leben der Menschen.

Abbildungen

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© Marie Preuss