Fachforum beim NSP-Kongress Rostock

16.9.2025
14:30 - 16:15 Uhr
Stadthalle Rostock
Stadthalle Rostock
Baustelle Transformation: Gemeinsam Stadt und Land neu denken

Für eine ökologische und soziale Transformation des Bestands braucht es Akzeptanz und Engagement der Menschen. Anhand von Transformationsprojekten in Stadt und Land werden gemeinwohlorientierte Strategien vorgestellt, die Lebensrealitäten ernst nehmen, mit Zwischennutzungen arbeiten und eigendynamische Mitgestaltung fördern. Der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) und „Gemeinsam für das Quartier“ präsentieren dazu ihre Erkenntnisse bei einem Fachforum im Rahmen des 18. Bundeskongress der Nationalen Stadtentwicklungspolitik (NSP) in Rostock am 16. September 2025.

Hier können Sie sich für den diesjährigen NSP-Kongress und unser Fachforum anmelden.

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Agenda

  1. September 2025, 14:30 - 16:15 Uhr, StadtHalle Rostock, Südring 90, 18059 Rostock

14:30 Uhr Begrüßung und Einführung: Transformation, Vernetzung & Aktivierung

Christian Huttenloher, Generalsekretär, Deutscher Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e.V., Koordination „Gemeinsam für das Quartier“

Alexander Pötzsch, Architekt BDA, Alexander Poetzsch Architekturen BDA, Dresden

14:45 Uhr Panel zu Transformationsstrategien in Städten: Aachen und Offenbach

Moderation: Christian Huttenloher, Generalsekretär, Deutscher Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e. V., Koordination „Gemeinsam für das Quartier“

Stadtentwicklung und Stadtmacher:innen in Aachen: Kooperation für eine neue Quartiersentwicklung am Büchel

Christoph Vogt, Geschäftsführer, SEGA Städtische Entwicklungsgesellschaft Aachen

Thomas Knüvener, Architekt BDA und Landschaftsarchitekt, Knüvener Architekturlandschaft, Köln

Innenstadttransformation und Aktivierung von Schlüsselakteuren in Offenbach

Frank Achenbach, Mitglied der Geschäftsführung, Industrie- und Handelskammer Offenbach am Main

Dr. Julian Petrin, Geschäftsführer, urbanista | co-creating the future city, Hamburg

15:20 Uhr Panel zu Transformationsstrategien in ländlichen Regionen: Dettmannsdorf und die Initiative Stadt als Campus Sachsen-Anhalt

Moderation: Alexander Pötzsch, Architekt BDA, Alexander Poetzsch Architekturen BDA, Dresden

Schulumbau als Impuls für zivilgesellschaftliches Engagement in Dettmannsdorf

Marika Schmidt, Architektin BDA, MRSCHMIDT ARCHITEKTEN, Berlin

Anke Fink und Stefan Schmidt, Geschäftsführer der Evangelischen Bildungscampus Dettmansdorf

Initiative Stadt als Campus Sachsen-Anhalt: Potenziale junger Stadtmacher:innen

Prof. Reiner Schmidt, Koordination „Gemeinsam für das Quartier“, Netzwerk STADT ALS CAMPUS

Helena-Maria Philipp, Initiative Stadt als Campus Sachsen-Anhalt


16:05 Uhr Ausblick und Fragen


16:15 Ende der Veranstaltung

ERGEBNIS

Ergebnis

Baustelle Transformation: Strategien für Stadt und Land

Vernetzungsinitiative „Gemeinsam für das Quartier“ und Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA mit gemeinsamem Fachforum auf dem Bundeskongress Nationale Stadtentwicklungspolitik 2025 in Rostock

Für eine ökologische und soziale Transformation des Bestands sind Akzeptanz und Engagement der Bevölkerung unerlässlich. Anhand von Transformationsprojekten in Stadt und Land präsentieren die Vernetzungsinitiative und der BDA auf dem diesjährigen Bundeskongress Nationale Stadtentwicklungspolitik gemeinwohlorientierte Strategien, die die Lebensrealitäten der Menschen ernst nehmen, auf Zwischennutzungen setzen und die eigenverantwortliche Mitgestaltung fördern. Die vorgestellten Erkenntnisse und Praxisbeispiele bauen auf zwei aktuellen Publikationen beider Partner auf: „Baustelle Transformation“ des BDA und „Gemeinsam die Transformation unserer Innenstädte befördern“ der Vernetzungsinitiative „Gemeinsam für das Quartier“.

Transformationsstrategien in Städten: Kooperation, Partizipation und neue Strukturen als Erfolgsfaktoren

Städte stehen vor der Herausforderung, innerstädtische Flächen und Quartiere an neue Bedürfnisse anzupassen. Erfolgreiche Transformationsprozesse in Offenbach und Aachen zeigen, wie Kooperation zwischen Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sowie frühzeitige Partizipation der Bevölkerung entscheidend zum Gelingen beitragen. Anhand zweier Praxisbeispiele aus den beiden Städten diskutierten Vertreter:innen aus Kommune, Wirtschaft und Planung in einem Panel die Gelingensbedingungen für eine erfolgreiche Transformation von Innenstädten und Stadtquartieren.

Vom Parkhaus zum lebendigen Altstadtquartier: Die Transformation des Büchel

In Aachen befindet sich die Transformation einer innerstädtischen Fläche eines ehemaligen Parkhauses derzeit in vollem Gange: Auf zwei Hektar entsteht das neue Altstadtquartier Büchel mit offener Freifläche sowie ergänzender Randbebauung. Nach einer erfolgreichen Zwischennutzung der Freifläche, die sowohl von den Planenden als auch von der Verwaltung ein hohes Maß an Offenheit, Pragmatismus und Kuration erforderte, steht in den kommenden Jahren der finale Umbau des Quartiers an. Christoph Vogt, Geschäftsführer der städtischen Entwicklungsgesellschaft Aachen GmbH & Co. KG (SEGA), und Thomas Knüvener, Architekt BDA und Landschaftsarchitekt (Knüvener Architekturlandschaft) sowie ausführender Architekt für die Zwischennutzung der Freifläche machten deutlich, warum das Aachen Projekt so erfolgreich ist: Um die Quartiersentwicklung zielgerichtet zu steuern, wurde eigens eine Stadtentwicklungsgesellschaft gegründet. Diese übernimmt intermediäre Aufgaben und bildet ein wichtiges Bindeglied zwischen den beteiligten Akteursgruppen. Neben der Kommunalverwaltung gehören dazu vor allem zivilgesellschaftliche Gruppen. Da ihr Engagement ein zentrales Element im Transformationsprozesse ist, wurde gleich zu Beginn in einem offenen Sondierungsverfahren gezielt Akteure aus der Stadtgesellschaft ermutigt, Ideen für den Büchel einzubringen. Über Workshops und eine Ideenkonferenz entstand eine engagierte Gruppe, die bis heute am Standort aktiv ist. Aus diesem Prozess ging auch der Stadtmacher:innen-Verein „Hi, wir sind die meffis e. V.“ hervor, der am Büchel inzwischen ein soziokulturelles Zentrum betreibt.

Offenbach: Innenstadttransformation durch Partnerschaft und Partizipation

Mit der Innenstadtstrategie „Zukunftskonzept Innenstadt“ wurde auch in Offenbach ein entscheidender Transformationsprozess angestoßen. Die Strategie wurde gemeinsam von der Stadt Offenbach, der Offenbacher Industrie- und Handelskammer (IHK) sowie dem Verein Offenbach offensiv erarbeitet und finanziert. Frank Achenbach, Mitglied der Geschäftsführung der IHK Offenbach betonte, dass diese Partnerschaft das Fundament für die konsequente Umsetzung der Strategie bildet. Dadurch sei Vertrauen entstanden und es konnten belastbare Strukturen für die Umsetzungsphase aufgebaut werden. Die IHK übernimmt im Prozess eine stabilisierende Rolle, indem sie auch über Wahlperioden hinweg den politischen Fokus aufrechterhält und so Verlässlichkeit für die beteiligten Akteursgruppen schafft. Dr. Julian Petrin, Geschäftsführer von urbanista, der mit seinem Büro die Erstellung der Offenbacher Innenstadtstrategie federführend begleitete, machte deutlich, dass es grundsätzlich einen Neustart der Partizipation braucht, insbesondere mit stärkerer Orientierung an der tatsächlichen Wirksamkeit. Partizipation sei zwar notwendig, müsse aber durch eine neue Art von „Orgware“ ergänzt werden. Wichtig sei demnach, nicht nur Konzepte zu Papier zu bringen, sondern Strukturen zu schaffen, die eine Umsetzung auch tatsächlich ermöglichen. In Offenbach sei ein solcher Prozess erfolgreich angestoßen worden. Zudem zeige das Beispiel wie Transformation in partnerschaftlicher Zusammenarbeit gelingen kann.

Transformationsstrategien im ländlichen Raum: Neue Perspektiven für Städte und Dörfer: Bildung, Partizipation und Stadtentwicklung

Anhand des Schulumbaus in Dettmansdorf in Mecklenburg-Vorpommern sowie der Initiative Stadt als Campus Sachsen-Anhalt wird deutlich, wie Transformationsprozesse im ländlichen Raum erfolgreich umgesetzt werden können. Die Projekte zeigen, wie aktivierende Stadtentwicklung Orte revitalisieren, neue Identifikationsorte schaffen, die junge Generation einbeziehen und neue Lern-, Begegnungs- und Mitgestaltungsmöglichkeiten für die lokale Gemeinschaft eröffnet. Sie liefern Orientierung dafür, wie ländliche Regionen innovative Entwicklungen gezielt gestalten können.

Dettmansdorf: Von leerstehender Schule zum Identifikationsort

„Wenn nichts mehr geht, ist alles wieder möglich“, dieser Satz aus der Publikation „Baustelle Transformation“ beschreibt laut Marika Schmidt, Architektin BDA, die Geschichte der Dettmansdorfer Schule treffend. 2003 wurde die staatliche Schule in der kleinen Gemeinde mit 1.000 Einwohner:innen geschlossen. Bürgermeister Stefan Schmidt und Anke Fink, beide in leitender Funktion am Evangelischen Bildungscampus Dettmansdorf, setzten sich für die Gründung einer neuen Schule ein. Ein Schulförderverein entwickelte ein christlich-humanistisches Lehrkonzept, und 2005 wurde die Schule mit elf Schülerinnen und Schülern der fünften Klasse wiedereröffnet. Laut Stefan Schmidt war besonders das Engagement der Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler entscheidend, da in ländlichen Gemeinden sonst kaum organisierte Strukturen existieren. Die baulichen Maßnahmen im alten Gebäude erfolgten zunächst kostengünstig, mit neuen Farbakzenten und Reorganisation, und prägten dennoch Schule und Dorf. Schrittweise wurden Gebäude und Außenbereiche verbessert, darunter Fassaden und ein witterungsoffener Pavillon als Pausenraum, Sommerklassenzimmer und Veranstaltungsort. Ein Neubau für die Grundschule ergänzt das Ensemble und bietet auch der Dorfgemeinschaft Räume wie Cafeteria, Werkstätten und Lehrküche. Heute lernen 650 Schüler:innen an der Schule, die mit über 100 Angestellten größter Arbeitgeber der Gemeinde ist. Dettmansdorf hat sich revitalisiert und verzeichnet seit rund sieben Jahren Bevölkerungswachstum. Ein Kulturhaus wurde umgenutzt, Gastronomie, Gewerbe und Veranstaltungsflächen etabliert. Die Schule ist so zu einem zentralen Ort für Bildung, Begegnung und Gemeinwohl geworden.

Stadt als Campus Sachsen-Anhalt: Junge Menschen und Stadtmacher:innen aktiv einbinden

Wie insbesondere die junge Generation und kreative Stadtmacher:innen angesprochen werden können, und aktiv in Stadtentwicklungsprozesse auch im ländlichen Raum einbezogen werden können, zeigten Prof. Reiner Schmidt von „Gemeinsam für das Quartier“ und dem Netzwerk STADT ALS CAMPUS und Helena-Maria Philipp der Initiative Stadt als Campus Sachsen-Anhalt. Sie stellten die Landesinitiative „Stadt als Campus Sachsen-Anhalt“ vor. Trägerin ist die Hochschule Anhalt, gefördert wird das Vorhaben vom Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt seit 2023 und bis 2027. Ziel ist es, die Idee einer Stadt als offener Lern- und Lebensraum in allen neun Hochschulstädten Sachsen-Anhalts zu verankern. Im Zentrum steht die „Third Mission“ der Hochschulen: Neben Forschung und Lehre sollen sie sich aktiv in die Stadtentwicklung einbringen. Dazu werden neue lokale Projekte initiiert oder bestehende weiterentwickelt. Ein Beispiel für diese lokalen Projekte ist das COI in Bernburg, ein selbstverwalteter Projektraum der Hochschule Anhalt in Bernburg, der als offener Ort für Coworking, Kultur und Begegnung dient. Besonders ist dort die Verbindung von Hochschule, Stadt und Studierenden, durch die ein leerstehender Laden zum kreativen Motor der Innenstadt wurde. Ein Projektteam aus dem Netzwerk STADT ALS CAMPUS begleitet die Hochschulen und Kommunen bei diesen Projekten individuell, unterstützt von Expert:innen mit Erfahrung aus einschlägigen Initiativen. Ziel der Initiative ist es, die Interessen der jungen Generation und Stadtmacher:innen aufzugreifen und über das Studium hinaus Bleibe-, Entfaltungs- und Rückkehrperspektiven zu eröffnen. Stadt als Campus Sachsen-Anhalt will damit nachhaltige Prozesse vor Ort anstoßen und deren Ergebnisse landes- und bundesweit sichtbar machen, auch im Landesmarketing und der Studierendenwerbung.

Transformation braucht Mut, Vorbilder und Akzeptanz

Die beiden Gesprächsrunden machten deutlich, dass sich städtische und ländliche Transformationsaufgaben inhaltlich oft ähneln, sich aber strukturell unterscheiden: In Städten sind deutlich mehr und vielfältigere Akteure involviert, wodurch Abstimmung und Kooperation aufwändiger werden. Auf dem Land werden viele Aufgaben oft von einzelnen Personen getragen. Beide Kontexte profitieren jedoch von einem schrittweisen, experimentellen Vorgehen statt von überstürzten Komplettlösungen. Zudem wurde klar: Transformation erfordert Mut und Vorbilder und Erfolg hängt entscheidend von Menschen ab, die aufeinander zugehen, zuhören und unterschiedliche Rollen übernehmen. Um Akzeptanz vor Ort zu erreichen ist es wichtig, Menschen sichtbar zu machen und sie aktiv mitzunehmen.

Link zu Veröffentlichungen

• Broschüre Vernetzungsinitiative „Gemeinsam für das Quartier“ „GEMEINSAM DIE TRANSFORMATION UNSERER INNENSTÄDTE BEFÖRDERN

• Broschüre BDA „Baustelle Transformation“, geplante Veröffentlichung Oktober 2025

Abbildungen

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Yaqin Si