Stadtlabor Märkisches Viertel 1

2.3.2023
12:00 - 17:00
Café Apostel, Wilhelmsruher Damm 159, 13439 Berlin
Café Apostel, Wilhelmsruher Damm 159, 13439 Berlin
1. Arbeitssitzung Stadtlabor Märkisches Viertel

Agenda

Café Apostel, Wilhelmsruher Damm 159, 13439 Berlin

2. März 2023, 12:00 bis 17:00 Uhr

Moderation:

• Helene Böhm, Leitung Sozial- und Quartiersmanagement, GESOBAU

• Heike Mages, Koordination Vernetzungsinitiative „Gemeinsam für das Quartier“

12:00 Mittagsimbiss

13:00 Begrüßung, Erwartungen an und Chancen für das Stadtlabor im Märkischen Viertel

Helene Böhm, Leitung Sozial- und Quartiersmanagement, GESOBAU

13:10 Einführung

Christian Huttenloher & Prof. Reiner Schmidt, Koordination Vernetzungsinitiative „Gemeinsam für das Quartier“

13:25 Ergebnisse der Praxiswerkstatt Märkisches Viertel 2022, Ziele des Stadtlabors und Vorstellung der Umfrageergebnisse

Heike Mages & Lilian Krischer, Koordination Vernetzungsinitiative „Gemeinsam für das Quartier“

13:40 Vorstellung, Fragen und Erwartungen der Teilnehmenden

14:25 Diskussion

Moderation: Christian Huttenloher, Koordination Vernetzungsinitiative „Gemeinsam für das Quartier“


Ziele

• Was sind gemeinsame Ziele?

• Wo wollen wir Ende 2023 stehen?

• Wie könnte man unsere Reihe nennen?


Aktivitäten

• Welche Projekte, Aktivitäten und Angebote sind derzeit noch „unsichtbar“? Wie könnte man sie besser ins Bewusstsein rücken?

• Welche Anknüpfungspunkte für weitere Impulsprojekte gibt es im Märkischen Viertel?

• Welche Aktionen und Projekte können in den nächsten 6 Monaten im Märkischen Viertel angeschoben und innerhalb von 2 Jahren in Ansätzen umgesetzt werden? Mit welchen Partnern? Was braucht ihr dafür?

• Was wären Schlüsselprojekte?

• Welche Akteure außerhalb des Märkischen Viertels könnten für Aktivitäten im Märkischen Viertel passend sein?

15:15 Kaffeepause

15:30 Organisation

• Wie wollen wir weiter vorgehen?

• Wie wäre der gemeinsame Austausch und die gemeinsame Arbeit zu organisieren?

• Welche Formate sind denkbar und sinnvoll?

• Ist eine Selbstorganisation denkbar?

• Wie können wir Parallelstrukturen und Doppelarbeit vermeiden?

16:45 Zusammenfassung und Vorschau auf die zweite Präsenzveranstaltung

17:00 Ende der Veranstaltung

report

Ergebnis

Ein Stadtlabor für die kulturell-kreative Transformation des Märkischen Viertels

Die Vernetzungsinitiative „Gemeinsam für das Quartier“ wird bis 2025 im Rahmen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik weitergeführt. Die bisher in den Praxiswerkstätten getesteten Ansätze der Initiative werden nun in Stadtlaboren auf eine langfristigere Ebene gehoben. Dabei werden Partner von „Gemeinsam für das Quartier“ über einen längeren Zeitraum mit der Expertise des Netzwerks begleitet. Eines dieser Stadtlabore findet im Märkischen Viertel statt, einer Großwohnsiedlung im Norden Berlins. Die Vernetzungsinitiative arbeitet dabei eng mit der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GESOBAU zusammen, der dort ein Großteil der Wohnungen gehören. In dem Labor werden sich das Team und die Partner:innen von „Gemeinsam für das Quartier“, die GESOBAU, sozial und kulturell engagierte Akteur:innen aus dem Märkischen Viertel sowie Impulsgeber:innen und Künstler:innen von außerhalb mit der Frage beschäftigen, wie der Zusammenhalt sowie das Engagement der Bewohner:innen durch Kunst und Kultur gestärkt werden kann. Am 2. März 2023 fand die erste von voraussichtlich insgesamt vier Arbeitssitzung des Stadtlabors im Café Apostel im Märkischen Viertel statt. Ziel war es, Ziele für das Stadtlabor zu definieren sowie erste Vorschläge für gemeinsame konkrete Aktivitäten für eine kulturelle Quartiersentwicklung im Märkischen Viertel zu sammeln.

Austausch und Impulse für ko-kreative Prozesse geben

Zu Beginn der Sitzung diskutierten die Teilnehmenden ihre Erwartungen an das Stadtlabor. Im Vordergrund stehen demnach der Erfahrungsaustausch und das gegenseitige Lernen. Am Labor beteiligte Partner:innen der Vernetzungsinitiative sind unter anderem weitere Berliner Wohnungsbaugesellschaften bzw. ihre Stiftungen, die bereits mit kulturell-kreativen Aktivitäten in anderen Quartieren experimentiert haben. Der konkrete Austausch über diese Prozesse ist für das Stadtlabor sinnvoll. Beispielsweise wurde diskutiert, ob die GESOBAU eine Stiftung gründen könnte, um kulturell-kreative Prozesse zu fördern und zu begleiten. Außerdem soll das Labor einen Impuls geben für ko-kreative Prozesse, es soll eine Experimentierphase einleiten, die ergebnisoffen an diesen Prozess herangeht. Dadurch sollen neue Projekte angestoßen werden. Eine bislang offene Frage an das Stadtlabor ist, wie man die angestoßenen Aktivitäten und Prozesse im Anschluss evaluieren und prüfen kann, ob sie den Zusammenhalt und das Engagement der Bewohnenden tatsächlich gestärkt haben.

Wertschätzung für das Quartier, die Menschen vor Ort & die Kunst- und Kulturschaffenden

Im Mittelpunkt der entstehenden Aktivitäten sollen die Menschen vor Ort stehen. Damit soll eine Wertschätzung für das Märkische Viertel erreicht werden. Die GESOBAU sieht sich dabei in der Rolle der Unterstützerin der Bewohnenden, denen zugehört werden muss, um zu verstehen wo die GESOBAU gebraucht wird. Ein einfacher Schritt, um Nähe zu den Bewohner:innen und Akteur:innen im Märkischen Viertel zu herzustellen, könnte es sein, dem Stadtlabor einen einprägsamen Namen zu geben. Die Bezeichnung „Club“ empfanden viele Teilnehmenden passend, da sie eine Zugehörigkeit impliziert, die von der Vernetzungsinitiative gewünscht ist. Wichtig ist es bei dem Prozess zur kulturell-kreativen Transformation auch, dass alle relevanten Akteur:innen im Quartier miteinbezogen werden. Das Labor soll den Menschen vor Ort Anregung geben und ihnen Entfaltungsraum bieten. Dabei sollten vernachlässigte Plätze im Quartier wieder ins Bewusstsein rücken. Ziel ist zum einen die Identifikation der Bewohner:innen mit dem Märkischen Viertel, und zum anderen die Entwicklung einer Willkommenskultur für Künstler:innen und Kulturschaffende. Letztere brauchen für ihre Aktivitäten neben einer Wertschätzung auch Räume und finanzielle Unterstützung. Wichtig für die Künstler:innen und die Bewohner:innen ist diesbezüglich gleichzeitig, dass die Künstler:innen ihre Rolle als Eigenauftrag sehen und sich nicht als „beauftragt“ verstehen. Dabei sollte beachtet werden, dass Kunst und Kultur kein Allheilmittel für Quartiere sind. Sie schaffen es jedoch leichter, Menschen zu bewegen.

Aus Erfahrungen lernen & Kultur-Orte ins Quartier bringen

Auch die Frage der Organisation einer kulturell-kreativen Transformation ist für die Vernetzungsinitiative relevant. Hier wurde in der Sitzung beispielsweise vorgeschlagen, einen „Katalog der Do’s and Dont’s“ für Akteur:innen zu erstellen. So könnten Erfahrungen direkt weitergegeben werden. Eine weitere Idee war es, Kultur-Institutionen in das Märkische Viertel zu holen. Dies würden Künstler:innen in das Viertel bringen, die auch Projekte vor Ort beginnen können. Daneben kamen Themen auf, die im Allgemeinen bei der Zusammenarbeit von etablierten Akteur:innen der Stadtentwicklung und Kultur- und Kreativschaffenden von Bedeutung sind: Eine klare Verständigung über die Begriffe und Bedingungen der Zusammenarbeit, eine Definition des Kunstanspruchs und der Einsatz von Intermediären. Sofern eine Stiftung involviert ist, sollte diese die Rolle der Ermöglicherin für Künstler:innen einnehmen. Daneben wurde auch die Rolle von juristischer Expertise hervorgehoben, etwa um die Hürden wie Vergaberichtlinien von städtischen Wohnungsbaugesellschaften zu meistern.

Kunst- und Kulturorte für das Quartier & alle Altersgruppen öffnen

In den abschließenden Gruppendiskussionen wurden als räumliche Anknüpfungspunkte insbesondere die örtliche Jugendkunstschule ATRIUM und der Senior:innentreffpunkt, das Ribbeck-Haus, hervorgehoben. Das ATRIUM könnte durch Aktionen wie Stadtteilspaziergänge mit lokalen Expert:innen oder Vereinen sowie durch mobile Bühnen mehr ins Quartier wirken. Denkbar ist es auch, in Klassen Kooperationsprojekte mit Künstler:innen zu organisieren, mit denen das Märkische Viertel künstlerisch entdeckt wird. Das Ribbeck-Haus, das derzeit noch vor allem Angebote für die älteren Bewohner bietet, sich aber auch anderen Generationen öffnen möchte, könnte sich durch neue Formate wie Tandems zwischen jungen und älteren Menschen auch für andere Altersgruppen öffnen. Insbesondere der aktuell leerstehende Waschraum des Ribbeck-Hauses hat Potential und könnte als „Freiraum“ in einer Testphase mit Werkstatt, Vorträgen, Ausstellungen oder auch Partys bespielt werden. Es würde auch wieder vermehrt von anderen Altersgruppen wahrgenommen werden, wenn dort wieder Mittlerer-Schulabschluss-Prüfungen (MSA) angeboten würden, wie es in der Vergangenheit bereits geschehen ist. Allerdings müsste dafür auch ein Prozess unter Einbindung von Akteur:innen mit Zugang zu Jugendlichen organisiert werden. Es wird verabredet, dass sich Frau Tigges vom Träger des Ribbeck-Hauses mit den Vertreter:innen der Urbanen Liga und des Büros Urbane Praxis weiter darüber austauschen, auf welche Weise und über welche Prozesse und Aktivitäten man hieran ggf. gemeinsam arbeiten kann.

Identifikation mit dem Viertel stärken: gestickte „Fahnen“, Festival und Heimatmuseum

Ein wichtiges Ziel der kulturell-kreativen Aktivitäten im Märkischen Viertel soll es sein, die Identifikation mit dem Viertel zu stärken. Dafür wurde beispielsweise vorgeschlagen, Filme an öffentlichen Plätzen in verschiedenen im Viertel gesprochenen Sprachen mit deutschen Untertiteln zu zeigen. Aber auch niedrigschwellige Aktivitäten wie gemeinsames Sticken bringt Menschen in Kontakt miteinander. Hier könnten mit dem bereits existierenden Nähcafé „Urban Patterns“ im Märkischen Viertel Kooperationen eingegangen werden und zum Beispiel Wettbewerbe organisiert werden. Die entstandenen Tücher könnten an Fahnenmasten aufgehängt werden und so die Zusammenarbeit im Viertel symbolisieren. Daneben schienen den Teilnehmenden Aktionen wie gemeinsames Grillen oder gemeinsame Feste ein verbindender Faktor zwischen den Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen im Viertel. In Kombination mit dem Thema der Kunst und Kultur diskutierten die Teilnehmenden die Übertragung des Konzeptes des Festivals „48h Neukölln“ auf das Märkische Viertel. Bei diesem Festival öffnen Künstler:innen und Kulturschaffende in Neukölln ihre Ateliers ein Wochenende lang für Besucher:innen und organisieren weiterführende Aktivitäten. Eine andere Idee war die Entwicklung eines interaktiven Heimatmuseums, das gleichzeitig als Archiv fungieren könnte, in dem Bewohnende die DNA des Viertels definieren und die Geschichte des Viertels neu schreiben könnten. Vorgeschlagen wurde auch, Ausstellungen zum Märkischen Viertel im Fontane-Haus, das im Besitz des Bezirks Reinickendorf ist, zu organisieren. Thematisiert wurde außerdem die Bespielung der bisher ungenutzten großen Hauseingänge der Gebäude im Märkischen Viertel mit verschiedenen kulturell-kreativen Formaten. Somit würde man eine noch größere räumliche Nähe zu den Bewohnenden schaffen.

Nächste Schritte: Durch kulturell-kreative Aktivitäten neue Perspektiven eröffnen

Insgesamt zeigten alle Teilnehmenden Interesse am weiteren Austausch. Es wurde auch deutlich, dass die GESOBAU in den künftigen Aktivitäten nicht aktiv im Mittelpunkt stehen will.  Vielmehr erhofft sich die Wohnungsbaugesellschaft, dass die Akteur:innen aus dem Viertel und von außerhalb, die sich aktuell vernetzen, selbst das Heft des Handelns in die Hand nehmen. Die GESOBAU würde die künftigen Aktivitäten dann finanziell und organisatorisch unterstützend begleiten. Zwischen verschiedenen Akteur:innen beginnen bereits Gespräche zu Anbahnung von Aktivitäten und Einrichtung von Arbeitsgruppen zu bestimmten Themen. Themen, die voraussichtlich weiter verfolgt werden, sind aktuell das Mapping von Anknüpfungsorten im Märkischen Viertel, ein Kunst- und Kulturfestival im Stil von „48h Neukölln“ sowie die Entwicklung eines Heimatmuseums. Dabei gehen alle Teilnehmenden ergebnisoffen an den Prozess heran. Kunstinteraktionen, die Menschen zusammenbringen und keinen konsumierenden Charakter haben, sollten auch diskutiert werden. Die nächste Arbeitssitzung des Stadtlabors, bei dem diese geplanten Aktivitäten dann weiter diskutiert und konkretisiert werden sollen, wird voraussichtlich im Herbst 2023 stattfinden. Insgesamt wurde bei der ersten Arbeitssitzung deutlich, dass es bereits viele Anknüpfungspunkte im Quartier gibt, die aufgegriffen werden können. Denn bei der kulturell-kreativen Transformation von Großwohnsiedlungen geht es weniger darum, Neues zu schaffen, als Bestehendes sichtbar zu machen und den Bildern, die es bisher vom Viertel gab, durch Kunst und Kultur eine neue Perspektive zu eröffnen.

Abbildungen

No items found.
Deutscher Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e.V.